Startups und Berlin, das passt irgendwie gut zusammen. Und so war es spannend auf dem Startup-Camp Berlin aktiv die Fühler auszustrecken und zu schauen, was sich so in der Gründerlandschaft tut. Hier werden neue Ideen entwickelt, die unser Leben verändern können. Abseits der konkreten Geschäftsmodelle ist aber auch eine Blick zwischen die Zeilen sehr spannend.
Ein kurzes Fazit aus den vielen Eindrücken und Gesprächen
- Die Startup-Szene entsteht multikulturell und denkt global.
- Crowdfunding drängt in den Mainstream.
- Das Rechtssystem hinkt weiter den neuen Geschäfts- und Finanzierungsmodellen hinterher.
- Der Umbruch bei traditionellen Geschäftsmodellen durch das Internet schreitet weiter voran
- Forschung an Universitäten braucht einen strukturellen Wandel, um gute Köpfe zu halten.
- Neben den vielen Internetstartups, sollten wir Gründer aus anderen Branchen nicht vernachlässigen.
Die Startup-Kultur ist global
Wie schon fast zu erwarten war, tummelten sich auf dem Startup Camp überwiegend Gründer aus dem Internetumfeld. Nach kurzer Zeit fiel zudem auf, wie international die Konferenz besucht war. Bei den meisten Vorträgen war Englisch die Hauptsprache. Dieser Geist setzte sich dann auch auf den Gängen fort. Neben Englisch und Deutsch war hier auch ab und zu Spanisch, Russisch, Französisch oder Türkisch zu hören. Alle Beteiligten verband etwas zu bewegen und jeder hatte seine eigene Geschichte und Vision zu erzählen. Hier zeichnete sich schon das erste Mal ab, wie global die Generation Y agiert.
Crowdfunding wächst in den Mainstream
Anders als bei vielen anderen Veranstaltungen für Gründer liegt der Fokus beim Startup-Camp fast ausschließlich auf Gründungen, die durch ihre Skalierbarkeit auch für Venture Capital interessant sind. Die Anbieter werden immer zahlreicher und bieten die verschiedensten Konzepte zur Finanzierung an. So war es schön in Berlin statt einem amerikanischen Crowd-Funding-Anbieter mit Companisto eine deutsche Plattform zu sehen. Nach verschiedenen Vorträgen zur Finanzierung von Startups wurde schnell klar, dass rechtliche Regelungen immer noch nicht mit der Geschwindigkeit der Veränderung von Geschäfts- und Finanzierungsmodellen Schritt halten können. Hier ist man in Amerika schon etwas besser vorbereitet. Da ist es kein Wunder, dass amerikanische Finanziers mit ihrem Erfahrungsvorsprung sowohl im Bereich Crowdfunding als auch beim Venture Capital immer stärker auf den europäischen Markt drängen und in attraktive Firmen investieren.
Internet Startups geben der digitalen Rationalisierungsmaschine weiter Schwung
Es ist faszinierend zu sehen, auf welch kreative Ideen die Gründer kommen, um bestehende Geschäftsmodelle effizienter zu machen und in das Internetzeitalter zu bringen. Man könnte meinen alle Ideen müssten schon ausprobiert sein, aber es kommen immer wieder neue dazu. Spannend war z.B. vom Konzept des Unternehmens ePortrait zu hören. Dieses ermöglicht das Erstellen von biometrischen Fotos für Dokumente wie den Reisepass. Dieses funktioniert mit der eigenen Webcam komfortabel von zu Hause aus. Der Kunde spart sich dabei den Weg zum Fotographen und bezahlt nur die Hälfte des üblichen Preises. Es bleibt zu hoffen, dass an anderer Stelle auch genug neue Jobs entstehen, um die Kollateralschäden dieser „kreativen Zerstörung“ aufzufangen.
Ein unerwarteter Einblick in die universitäre Forschungslandschaft
Neben den vielen tollen Workshops war zwischendurch auch immer viel Zeit für aufschlussreiche Gespräche. Beim Mittagessen ergab sich ein spannendes Gespräch mit einem Biologen und einem Physiker. Erstaunlich, diese beiden Disziplinen hier auf dem Camp zu entdecken. Nach dem Mittagessen war klar, die beiden möchten aus ihrem eigentlichen Betätigungsfeld ausbrechen und etwas mit Internet ausprobieren. Die Neugier war geweckt und so ging das Gespräch mit dem Physiker, einem Engländer, noch weit über die Mittagspause hinaus.
Warum brechen hier zwei hoch ausgebildete Fachkräfte aus ihren jeweiligen Disziplinen aus? Zum einen die Begeisterung für die hemdsärmelige Arbeitsweise im Internetbereich, die schnell zu sichtbaren Ergebnissen führt. Zum anderen vielleicht auch die oft verkrusteten Strukturen im traditionellen Forschungsbereich. Uns war nicht klar wie Mühsam der Weg in der Wissenschaft sein kann. Alles hängt an dem leitenden Professor, der in seiner Vergangenheit weder im Thema Führung, Projektmanagement oder Mitarbeitermotivation ausgebildet wurde sondern einfach sehr gut in seinem Fachgebiet ist.
Könnten hier in Zukunft nicht Strukturen, die viel stärker teamorientiert sind, die Innovation beschleunigen? Was könnten Forschungseinrichtungen von der Startup-Kultur lernen? Wie könnte die Finanzierung einer solchen Forschungslandschaft aussehen? Wir werden diese Fragen mit auf unsere weitere Reise nehmen.